Am Sa, 12. Sept. fand unser alljährlicher Hobbychochausflug statt. Mit dem Car fuhren wir von Zürich via Bielersee nach Neuchàtel und weiter ins Val- de-Travers nach Môtiers.
Das Längstal im Neuenburger Jura ist von Neuchàtel her auf der Hauptstrasse oder Zugstrecke nach Les Verrières - Pontarlier leicht zu erreichen. Die 11 Gemeinden des Tals fusionierten am 3. April 2007 zur Gemeinde Val de Travers. Grösste Ortschaft des Tals ist Fleurier, der Hauptort jedoch war bis zur Fusionierung Môtiers.
Berühmt geworden ist dieses beschauliche, stille Tal durch eine Spirituose, welche hier ihren Ursprung hat - den Absinth, auch die Grüne Fee genannt.
Das Thema unseres Ausflugs war natürlich der Absinth - in Môtiers besichtigten wir das im Jahre 2014 neu eröffneteMaison de l'Absinthe, danach gabs ein feines Mittagessen im Restaurant Les Six-Communes,
Absinth ist ein alkoholisches Getränk, das aus dem Grundstoff Wermut sowie aus den Kräutern Anis, Fenchel und, je nach Rezept, anderen weiteren Kräutern hergestellt wird. Die getrockneten Kräuter werden dazu in Neutralalkohol eingeweicht, bevor sie anschliessend destilliert werden. Dabei wird der starke Bitterstoff des Wermut abgetrennt, ansonsten wäre das Resultat ungeniessbar.
Der Alkoholgehalt liegt zwischen 45 und 85 Volumenprozent, damit liegt der Absinth im oberen Alkoholbereich der Spirituosen. Wegen dieses hohen Bereichs wird der Absinth in der Regel verdünnt mit Wasser getrunken.
Um kein anderes Getränk ranken sich so viele Mythen und Legenden wie diejenige der Grünen Fee.
Im 18. Jahrhundert entschied man sich, das Gewerbe und die Produktion vollständig ins nahe Frankreich zu verlegen - damit war die Grundlage für den Aufstieg des Absinth gelegt.
Im Algerienkrieg behandelten Militärärzte die französischen Soldaten mit einer Mischung aus Wasser, Absinth und Wein. Als dann die Soldaten nach Frankreich heimkehrten, verbreitete sich der Absinth sehr schnell in ganz Frankreich und wurde zum populären Massengetränk.
In den Metropolen, insbesondere Paris, war die "grüne Stunde" etabliert - es galt als chic, zwischen 17 und 19 Uhr einen Absinth zu trinken.
Dabei trug auch das Trinkritual bei, das heute noch im Val de Travers zelebriert wird. Auf den Tischen stehen Wasserbehälter mit mehreren Hähnen. Ein Absinthtrinker platziert einen gelochten Absinthlöffel auf sein Glas und legt ein Stück Zucker darauf. Dann dreht er einen Hahn auf, wodurch tropfenweise Wasser den Zucker auflöst und das gezuckerte Wasser in das Glas fällt. Es entsteht ein milchiges Getränk mit einer grünlichen Färbung.
Ein spektakulärer Mordfall im Jahre 1905 war der Anlass, Absinth in den meisten europäischen Ländern und der USA zu verbieten.
Rückblickend wird heute nicht mehr Thujon - ein Nervengift, welches ein Bestandteil des ätherischen Öls vom Wermut ist und welches auf dem Höhepunkt des Absinth im 19. Jahrhundert als Grund für die schädlichen Auswirkungen wie Schwindel Halluzinationen, Depressionen etc. galt - angesehen. Eigentlicher Grund dafür war die konsumierte Menge des Absinth , 1914 lag die von erwachsenen Franzosen pro Kopf konsumierte Alkoholmenge bei jährlich 30 Litern ! (im Vergleich dazu: 2013 führte laut WHO Moldawien den weltweiten pro-Kopf-Alkoholkonsum mit jährlich 18,22 l an ).
Doch auch während dem Verbot wurde klammheimlich weiterdestilliert - doch wurden viele Destillerien von der Polizei beschlagnahmt.
Am 1. März 2005 wurde der Absinth endlich wieder legalisiert - das über eine Generation dauernde Verbot stärkte den Mythos des Getränks noch mehr. Heute wird der Absinth im Val-de-Travers enorm touristisch vermarktet - als Aushängeschild gilt die Route de l'Absinthe, wo die verschiedensten Betriebe, die sich mit Absinth beschäftigen, aufgeführt sind und die man besichtigen kann.
Alleine in Môtiers gibt es 5 Destillerien (+ das Maison de l'Absinthe). Ihr seht, das Val de Travers und Môtiers ist für einen Tagesausflug prädestiniert.
Dieses Jahr verbrachten wir unsere Bergferien nach etlicher Zeit wieder einmal im Unterengadin, genauer gesagt im hübschen Dorf Sent.
Das Unterengadin( romanisch: Engadina Bassa), das dank des Vereinatunnels vom Unterland her problemlos und rasch erreichbar ist, bleibt im Gegensatz zum exklusiven Oberengadin trotzdem ein ruhiges Tal abseits der grossen Touristenströme ( gerade deshalb gefällt es uns hier). Das teilweise enge und wilde Tal erstreckt sich über 11 Gemeinden von Zernez bis an die österreichische Grenze nach Martina und Samnaun.
Die Region gehört zu den trockensten Regionen der Schweiz und ist für sein sonniges Klima bekannt.
Hauptort und zugleich grösster Ort ist Scuol (d: Schuls), welches per 1.1.2015 mit den fünf Gemeinden Ardez, Ftan, Guarda, Sent und Tarasp zur neuen Gemeinde Scuol fusionierte. Damit ist sie nun die flächengrösste Gemeinde der Schweiz.
Scuol liegt inmitten einer geologisch bedeutenden Erosionslücke, rund 25 Mineralquellen werden als Heilquellen benützt ; aus vielen Brunnen sprudelt reines Mineralwasser. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden darum Kurhäuser und Tarasp-Schuls-Vulpera wurde zu einem mondänen Kurort. Der 1. Weltkrieg brachte den Bäder-und Sommertourismus jedoch bald wieder zum Erliegen.
Im Unterengadin wird ein ganz spezielles Rätoromanisch gesprochen, das Vallader( Hörprobe hier).
Wahrzeichen des Unterengadins ist das mächtige Schloss Tarasp, welches majestätisch auf einem Hügel liegt und die Region überblickt. Tarasp gehörte bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu Österreich und ist bis heute zusammen mit Samnaun katholisch geblieben, während ansonsten das Unterengadin reformiert wurde.
Während in Scuol nur noch der Ortsteil Scuol Sot seine Ursprünglichkeit bewahren konnte, ist das Dorfbild von Sent bis heute vollständig charakteristisch geblieben, es gilt neben Guarda als eines der schönsten Dörfer. Als Tourist ist man hier eindeutig in der Minderheit - trotzdem begegnen einem die Einheimischen (Sentiner) überaus freundlich - es wird gegrüsst mit "Allegra" und "Bun di" und verabschiedet mit "Arrivei".
Die Rückkehr von Sent nach Zürich stellte sich auf alle Fälle als kleiner Kulturschock dar.
Hier noch ein paar Impressionen :
Blick von Scuol nach Sent hinauf
alter Dorfteil von Scuol
schöne Engadinerhäuser
der Backofen war früher draussen, da es in der Küche keinen Platz hatte
Blick auf Sent
Dorfplatz von Sent
ein besonderes Merkmal einiger Häuser von Sent sind die geschwungenen Barockgiebel
Hauptstrasse von Sent
die Kirche von Sent
unser schöner Sitzplatz der gemieteten Ferienwohnung
mit Blick auf die Engadiner Dolomiten
im Abendrot
Wanderung ins Val Sinestra nach Vna hinauf
schöner Ort Zuort mit Restaurant
Hängebrücken im Val Sinestra
mit Begrenzungstafel : nur 5 Personen gleichzeitig auf die Brücke
altes Kurhotel Val Sinestra
Ortsteil Fontana mit Schloss Tarasp
Schloss Tarasp
Sicht gegen Osten mit Schloss und Fontana mit Lai da Tarasp